Blog

Was Dein Schlaf mit Vögeln zu tun hat

Hast Du bei dieser Überschrift an die Tiere der Luft gedacht? O.k., die sind hier auch noch Thema. Darüber hinaus geht es in diesem Beitrag um Dich als Vogel. Was für ein Vogel bist Du? Und was hat die Antwort mit Deinem Schlaf und sogar mit Deinen Lebensgewohnheiten zu tun? Am Ende des Textes weißt Du mehr darüber. Lass Dich überraschen!
Oder hast Du an Sex gedacht? Da ist ebenfalls was Wahres dran. 

Schlaf und Sexualität

Erfüllte partnerschaftliche Sexualität hat viel mit Loslassen, Sich-Fallen-Lassen, Zulassen und Aufeinander-Einlassen zu tun. Wer zu viel im Kopf ist oder nur an sich denkt, verpasst viel vom Zauber des Ineinander-Versinkens und der Verschmelzung. Der Orgasmus kommt über Euch, wenn es Euch gelingt, die energetische Steigerung sowohl bewusst herbeizuführen als auch die Entladung geschehen zu lassen – und das in wechselseitiger Resonanz. Wie im Spiel zu sein, macht die erotische Begegnung leichter als wenn sie allzu ernsthaft stattfindet.

Gelingender Sex baut erst Spannung auf und dann ab. Das lässt viele Menschen leichter einschlafen – manche schneller als es ihren Partnern*innen lieb ist. Insofern kann Liebemachen wie eine kleine Anti-Stress-Therapie und als wunderbares Schlafmittel wirken. Nach dem Liebemachen noch miteinander körperlich in Kontakt zu bleiben – das fördert die Ausschüttung von Oxytocin. Dieses sog. „Bindungshormon“ oder „Kuschelhormon“ ist am Abbau von Stresshormonen, an der Stärkung des Sicherheitsgefühls und an der Regulierung verschiedener Schlafphasen beteiligt. 

Bei dem Neurowissenschaftler Joseph Jebelli hat es das Liebemachen sogar unter die Top-Tipps für besseren Schlaf gebracht. Diese Tipps stehen in seinem neuen Buch „Brain at rest”, das trotz des englischen Titels deutschsprachig erschienen ist. Der Autor beschreibt dort auch  die Funktionen des Gehirns im Zusammenhang mit Schlafen und hält ein Plädoyer für das Ruhen und Nichtstun tagsüber als Schlafhilfe.

Das Gegenteil kommt allerdings auch vor: eine Sexualität, die Frust und Stress bereitet oder so erregt bzw. aufregt, dass in beiden Fällen an Schlaf nicht zu denken ist.

Sexualität und Schlaf sind in gewisser Weise sogar verwandt, weil sie beide mit Loslassen zu tun haben. Nicht umsonst werden sowohl der Orgasmus als auch der Schlaf manchmal als „kleiner Tod“ bezeichnet. Den Schlaf kannst Du allerdings überhaupt nicht kontrollieren. Er entzieht sich Deinem Willen. Du kannst ihn nur einladen und darauf hoffen, dass er kommt.

Wer dauerhaft schlecht schläft, dem*der vergeht schon mal die Lust – so auch in der Sexualität. Nicht zu schlafen, kann dann darauf hinauslaufen, nicht mehr (oft) miteinander zu schlafen. Progesteron und Testosteron reagieren statistisch gesehen beide auf Schlafmangel – unabhängig vom Geschlecht. Der Zusammenhang verschärft sich oft durch die Einnahme von Schlafmitteln wie Antidepressiva, die die Stimmung beeinflussen, oder Benzodiazepinen, die angstlösend und beruhigend wirken. „Bitte beachte die Packungsbeilage!“, kann ich da nur sagen.

Schlaf und Vögel 

Auch unsere heimischen Singvögel und andere Vogelarten beeinflussen den Schlaf. Hast Du darüber schon mal nachgedacht? Vielleicht gehörst Du zu den Menschen, die Vogelstimmen wunderbar entspannen und beruhigen. Dann wiegt Dich womöglich der Gesang der Amsel oder Nachtigall in den Schlaf und Du lässt Dich morgens gerne vom munteren Gezwitscher begrüßen. Oder aber es sind genau der Kauz, der Dich abends am Einschlafen hindert, und das Spatzenpalaver im Morgengrauen, das Dich lange vor dem Klingeln des Weckers unsanft aus Deinen Träumen holt.

Fakt ist, dass Menschen typischerweise nachts stärker auf Geräusche reagieren als tagsüber. Die Schlafmedizin lässt uns wissen, dass von allen Sinnen das Hören den weitaus größten Weckreiz hat. Was evolutionär bestimmt damit zu tun hat, dass wir nachts zu wenig sehen, um rechtzeitig auf Gefahren reagieren zu können.

Welche Geräusche wie stark den Schlaf beeinträchtigen, hängt jedoch auch stark davon ab, wie wir diese Geräusche mit unserem Kopf bewerten. Insofern hast Du auch ein Stück weit die Wahl, ob Vogelgeräusche für Dich wie ein wohltuendes Konzert oder wie lästiger Lärm klingen. Auch wenn sie die Lautstärke von Baumaschinen erreichen können, haben Vogelgeräusche immerhin die Chance, von Dir eher als angenehmer erlebt zu werden, einfach weil sie natürlich sind.

Ich selber habe Vogelgeräusche rund um meine eigenen Schlafprobleme durchaus schon als Last und unnatürlich erfahren. Einer unserer Nachbarn füttert die Vögel nämlich zu allen Jahreszeiten so viel, dass sich ihr Aufkommen, ihre Lautstärke und die anderen Spuren, die sie hinterlassen, verzigfacht haben.

Ein dichter Nadelbaum auf der Grundstücksgrenze ist der beliebteste Treffpunkt der Vogelmassen. Leider ist er auch der Hinterhalt, von dem aus eine Truppe Spechte in unregelmäßigen Abständen zur totalen Offensive bläst. Und zwar worauf? Leider eben nicht auf morsches Holz, sondern auf bestens erhaltene Holzbalkone und Holzfassaden, auf die sie so kräftig und lautstark einhämmern, dass auch der stärkste Zimmerer beim Dachstuhlbau kaum mithalten kann. So schön sie aussehen – ich bin auf diese Spechte nicht mehr gut zu sprechen, seitdem sie es außerdem auf die Wärmedämmung an den Hauswänden abgesehen haben, die nun gar nichts mehr mit Holz zu tun hat. Ob den Spechten das kulinarische Schlaraffenland komplett den Kopf verdreht hat? Ich weiß es nicht.

Illustration erstellt mit ChatGPT (GPT-5 Thinking)

Was ich weiß, ist, wie oft die Spechtattacken meine Frau und mich aus dem Schlaf gerissen haben. Wie oft wir im Morgengrauen und in Schlafklamotten barfuß, zischend und händeklatschend unterwegs waren, um die Kerle zu vertreiben. Was ich nicht weiß, jedoch zu erkennen meine, ist, dass die Attacken seltener geworden sind, seit mir klarer wird, was tief in mir drinnen meinem gestörten Schlaf zugrunde liegt. So gesehen sind „Spechte, Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar“ eher wie ein Spiegel, in den ich hineinschauen kann, um etwas von mir darin zu entdecken. Allerdings ein ziemlich harter und heftiger Spiegel. Oder liegt es doch nur daran, dass die Spechte im angehenden Herbst nicht mehr so umtriebig sind wie im Frühjahr?

Spechte hin oder her – wer sind Deine hauptsächlichen äußeren oder inneren Unruhestifter? Wer weiß, was sie Dir zu sagen haben!

Schlaf und Naturerfahrung

Wie dem auch sei – meine Schlafstörungen haben meine emotionale Beziehung zu Vögeln ungeplant sehr intensiviert. Das hat damit zu tun, dass ich vermehrt die Natur aufsuche, dort verschiedene aktivierende und beruhigende Gehtechniken erprobe und das Gehen mit sog. „Waldbaden“ an bestimmten Kraftplätzen kombiniere.

Es kommt mir so vor, wie wenn ich in den wenigen Monaten dieser Lebenspraxis mehr Tieren begegnet bin als in Jahrzehnten zuvor – nicht zuletzt Vögeln. So erkenne ich jetzt Mäusebussarde genauso wie türkische Tauben an ihren Stimmen. Ich höre den Unterschied zwischen einem Kolkraben und einer Krähe, worüber ich früher nicht mal darüber nachgedacht hätte. Mit Krähen habe ich schon ein mehrminütiges Konzert erlebt, in dem wir das Gespräch miteinander suchten und ich mich als Teil der Krähengemeinschaft erleben konnte.

Foto von Christoph auf einem Streifzug durch die Natur

Und noch ein Highlight: Eine Vogelstimmen-App, die ich mir aufs Handy geladen habe, teilt mir mit, welche Vögel sich wann und wo bemerkbar machen. Auf diese Weise bin ich mit Vögeln in Kontakt gekommen, die ich nur aus Kinderbüchern kannte oder von deren Existenz ich nicht mal wusste: z.B. mit dem Zaunkönig oder dem Zilpzalp.

Warum ich darüber schreibe? Der intensive Kontakt zu Vögeln und unzähligen anderen Lebewesen hat mir sehr geholfen, in einen tieferen Schlaf zu finden. Wobei das vermutlich weniger an den einzelnen Begegnungen liegt, sondern eher am Eintauchen in die Landschaft und Natur insgesamt mit ihren Bergen und Tälern, Seen und Bächen, Wiesen und Wäldern, Winden und Wettern. Und der schöne Nebeneffekt? Ich gewinne an Vitalität, ich kenne mich besser in meiner Region aus und fühle mich mit meiner Heimat und der Welt insgesamt tiefer verbunden. 

Ist es Dir schon ähnlich gegangen? Oder hast Du ganz andere Erfahrungen mit Vögeln, Tieren überhaupt, Pflanzen und sonstigen Naturelementen gemacht?

Schlaf und Chronotyp nach Vogelart

Die beiden Sprüche hast Du bestimmt schon gehört: „Du hast doch wohl einen Vogel!“ „Was für ein seltsamer Vogel bist Du denn?“ Vor die Wahl gestellt, ob Du einen Vogel hast oder ein Vogel bist, ziehst Du vielleicht wie ich die zweite Alternative vor. Oder Du hast womöglich sogar einen Vogelnamen. Das Spektrum reicht vom Kosewort „Spatz“ bis zum Medizinnamen in schamanischer Tradition. Ein Freund und Klient von mir bekam z.B. vor einer Weile den Namen „bunter Vogel“ – passend zu seiner Persönlichkeit.

Aus der Perspektive Deines gesunden Schlafes bist Du eine Lerche, ein Kolibri oder eine Eule. Die drei beschreiben populär drei verschiedene Schlaf-Wach-Typen bzw. sog. Chronotypen. „Lerchen“ sind Morgentypen, stehen früh auf und gehen früh zu Bett. „Eulen“ sind Nachteulen, bleiben lange auf und schlafen gerne lang aus. Und „Kolibris“ liegen dazwischen. Lerchen und Eulen teilen sich jeweils noch in „eindeutige“ und „moderate“ Typen auf. 

Hinzu kommen die eher seltenen Typen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit gut schlafen. Ich nenne sie hier mal „Paradiesvögel“, weil sie Schlaferfahrungen machen, die Menschen mit gestörtem Schlaf geradezu paradiesisch vorkommen müssen.

Ob Du als Lerche, Kolibri oder Eule durchs Leben fliegst, ist weniger Geschmacksache, sondern weitgehend festgelegt. In jedem Menschen tickt die berühmte „innere Uhr“. Wie sie tickt, hängt von Deinen Genen ab. Hinter der inneren Uhr steht der sog. „circadiane Rhythmus“, der die Wach- und Schlafzeiten auf die 24 Stunden eines Tages verteilt. Der circadiane Rhythmus prägt nicht nur den Menschen, sondern auch alle Tiere und Pflanzen. Er bewirkt, dass Menschen z.B. 6 bis 9 Stunden am Tag schlafen, Katzen 13 Stunden und kleine Taschenmäuse 20 Stunden, während Giraffen mit knapp 2 Stunden Schlaf auskommen. 

Illustration erstellt mit ChatGPT (GPT-5 Thinking)

Den circadianen Rhythmus steuern verschiedenen Hirnareale. Ich will hier den „suprachiasmatischen Nucleus“ hervorheben. Dieser wird auch als der innere Taktgeber bezeichnet. Er reagiert ohne willentliche Steuerung stark auf Licht- und Temperaturreize. Kein Wunder also, dass Dunkelheit und Kühle den Schlaf begünstigen.

Wenn besagter Nucleus seiner Aufgabe ungehindert nachgehen darf, steht es um Deine Schlafchancen gut und Du kannst Deinem Schlaf-Wach-Rhythmus als Frühaufsteher, Spätaufsteherin oder Mitteltyp folgen. Entscheidend ist, dass Du im Einklang mit Deinem Chronotyp zu Bett gehst und aufstehst.

Ist Dir klar, welchen Chronotyp Du verkörperst? Dein gelebtes Leben hat es Dich womöglich längst gelehrt. Wenn nicht, kannst Du von einer recht einfachen Selbstbeobachtungsmethode Gebrauch machen: Wie sieht Dein Rhythmus in der zweiten Woche Deines Urlaubs aus, wenn Du Dich von den etwaigen Strapazen der vorangegangenen Verpflichtungen erholt hast? Wann wirst Du abends müde? Wann wirst Du morgens wach?

Oder Du nutzt einen anerkannten Test bzw. Fragebogen, den Du selber ausfüllen und auswerten kannst. Dabei handelt es sich um den sog. „Morningness-Eveningness-Questionnaire“ (MEQ) der auch als deutschsprachige Version vorliegt. Bereit zur Tat? Hier findest Du einen Link zum Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, um Dir die entsprechende PDF herunterzuladen. Oder Du googelst im Internet nach einer Kurzfassung des MEQ. 

Was entdeckst Du dabei? Verbringst Du Deine Bettzeit eher im Einklang oder im Widerspruch mit Deinem Chronotyp? Widersprüche können durch äußere Umstände wie Schichtarbeit, hohen Leistungsdruck und chronische Arbeitsüberlastung entstehen. Oder sie erwachsen aus ungesunden Verhaltensmustern wie andauerndem Feiern, endlosem Surfen im Internet, Abtauchen in den digitalen Medien oder auch aus einem Perfektionismus heraus, der es Dir unmöglich zu machen scheint, Dich mit weniger zufrieden zu geben. Wenn Du Dich privat oder beruflich in Kreisen bewegst, wo ein anderer Chronotyp als Deiner vorherrscht, verleitet Dich Dein Bedürfnis nach Zugehörigkeit womöglich dazu, Dich zu sehr anzupassen. Dieses Widerspruchsmuster wird sozialer Jetlag genannt.

In jedem Fall bist Du dann dazu aufgerufen, etwas an Deinem Verhalten und/oder Deiner Lebenssituation zu verändern. Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei. Wenn Du ohnehin wunderbar schläfst, dann kann zumindest vom Schlaf her natürlich alles beim Alten bleiben.

So oder so – ich freue mich für Dich, wenn Du seelenruhig schlafen und quicklebendig wachen kannst. Rufe gerne an oder schreibe eine Mail, wenn Du etwas zum Thema teilen oder tiefer einsteigen willst.